Kraxelnde Weihnachtsmänner
Ein witziges und dazu noch realitätserweiterndes Print-Mailing entwarf die Werbeagentur Markemotion. Zur vergangenen Weihnachtssaison verschickte das Team um Geschäftsführer Peter Wolff eine Christmas-Card an die eigenen Kunden. Die Karte musste mithilfe der App Blippar durch ein Smartphone betrachtet werden: "Mein Kollege und ich sind dann als animierte Charaktere an einer Weihnachtsdekoration hochgeklettert, die aus der Karte wuchs – der Schriftzug 'Merry X-Mas' erschien." Der Überraschungseffekt sei hervorragend angekommen und habe bei den Adressaten ein Schmunzeln ausgelöst. "Mit Langeweile kann heute kein Blumentopf mehr gewonnen werden", ist sich Wolff sicher. "Mailings müssen sich abheben. Das kann über ausgefallene Formate und Drucktechniken oder eben über kreative, unterhaltsame und moderne Ideen wie diese gelingen", sagt der Marketer.
Martin Eisend, der an der Europa-Universität Viadrina Marketing lehrt, ordnet das Thema allgemein ein: "Humor ist gemeinsam mit der Sprache aufgekommen und ein universelles Phänomen". Allerdings gebe es kulturelle Unterschiede bezüglich des Stellenwerts und der Art des Humors zwischen Ländern oder auch Alters- und Bildungskohorten: "Auf diese ist bei der Kreation humorvoller Kampagnen zu achten, um irritierte oder empörte Reaktionen zu vermeiden", so Eisend.
Doch nicht nur von der Zielgruppe hänge ab, wie unterhaltsame Werbung ankomme; auch vom Kontext der Informationsaufnahme: "In entspannten Situationen können humorvolle Inhalte – vor allem intelligenterer Natur – besser entschlüsselt werden als in Situationen, in denen man sich eigentlich auf etwas anderes konzentriert", erklärt Eisend. Exemplarisch lässt sich das anhand eines Print-Mailings darstellen, das die Empfängerin in aller Ruhe am Samstagmorgen am Briefkasten öffnet und liest – im Gegensatz zu einem Radiospot, den sie im Stress des Feierabendverkehrs nur am Rande aufnimmt. "Zudem verstärkt sich die Wirkung der Botschaft, wenn mehrere Menschen gleichzeitig über sie lachen", sagt Eisend, etwa wenn der Vater den Werbebrief der ganzen Familie auf dem Frühstückstisch präsentiert.